Ein silbernes Auto fährt schnell.
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50 Jahre Punkte in Flensburg Dreiviertel der Punktesammler sind Männer

Stand: 01.05.2024 13:11 Uhr

Wer zu schnell mit dem Auto unterwegs ist und dabei erwischt wird, bekommt ein Bußgeld - und seit jetzt 50 Jahren auch Punkte in Flensburg. Warum das System eingeführt wurde und was es gebracht hat.

Von Sebastian Vesper, tagesschau.de

Mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland haben einen Punkt - ungefähr jeder fünfte Autofahrer. Das geht aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes vom 1. Januar 2024 hervor. Dort wird seit nun 50 Jahren erfasst, wer viele Punkte hat.

Anfang der 1970er Jahre starben auf deutschen Straßen circa 21.000 Menschen pro Jahr. Deswegen wurde am 1. Mai 1974 das sogenannte "Mehrfachtäterpunktsystem" eingeführt, der umgangssprachliche "Punkt in Flensburg". Seitdem sterben weniger Menschen im Straßenverkehr, obwohl es heute knapp dreimal so viele Autos, Lkw und Motorräder zugelassen sind.

Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass im vergangenen Jahr 2.817 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet wurden. Darauf habe aber nicht nur der "Punkt aus Flensburg" Einfluss. Der ADAC weist darauf hin, dass beispielsweise auch Autos sicherer geworden sind. Gleichzeitig hätten Gesetze wie zum Beispiel die Promillegrenze zu weniger Toten im Verkehr geführt.

"Fahreignungs-Bewertungssystem"

2014 wurde das "Mehrfachtäterpunktsystem" reformiert. Seitdem heißt es offiziell "Fahreignungs-Bewertungssystem". Es soll einfacher strukturiert sein, teilte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) auf Anfrage mit.

Für schwere Verstöße und Straftaten gibt es drei Punkte. Für sogenannte "verkehrssicherheitsbeeinträchtigende oder gleichgestellte Ordnungswidrigkeiten" wird ein Punkt vergeben. Ab acht Punkten ist der Führerschein für mindestens sechs Monate weg.

Ab fünf gesammelten Punkten können Fahrerinnen und Fahrer einen Punkt selbst abbauen. Dafür müssen sie ein Fahreignungsseminar besuchen.

Das System funktioniere gut, sagt ein Sprecher des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC). Fahrerinnen und Fahrer, denen Bußgelder und Ermahnungen egal seien und die andere gefährden, würden herausgefiltert. Die würden dann den Führerschein verlieren.

Männer sammeln mehr Punkte

Die meisten Menschen haben zuletzt einen Punkt bekommen, weil sie zu schnell gefahren sind. Insgesamt sind 75 Prozent der eingetragenen Punktesammler Männer. Warum es zwischen den Geschlechtern so große Unterschiede gibt, gehe aus den Daten des KBA nicht hervor, so die Behörde. Auch dem ADAC lägen dazu "keine Informationen" zu.

Wofür der erste Punkt vergeben wurde, weiß das KBA laut einer Pressesprecherin nicht mehr, denn die gesammelten Punkte werden gelöscht. Das dauert je nach Schwere des Verstoßes zwischen zweieinhalb und zehn Jahren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR in der Sendung "Unsere Geschichte" am 16. Oktober 2021 um 12:00 Uhr.