Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Dow knapp über 40.000 Punkte Wall Street im Standby-Modus

Stand: 17.05.2024 22:42 Uhr

Nach der jüngsten Rally haben die Anleger in New York durchgeschnauft. Die Indizes sind aber weiter auf hohem Niveau, in Sachen Zinsfantasie bleiben die Anleger auf dem Sprung.

Die US-Aktienmärkte haben sich nach der jüngsten Rekordjagd heute eine Verschnaufpause gegönnt. Nachdem in dieser Woche eine leicht schwächere Teuerung für etwas raschere US-Zinssenkungen gesprochen hatte, war dieser Effekt zuletzt in den Hintergrund getreten. Denn viele Investoren erwarten nun, dass die Leitzinsen nur einmal in diesem Jahr gesenkt werden.

Trotz der jüngsten Ernüchterung bleiben die Anleger aber ungebrochen optimistisch. Die Hoffnung, dass aufgeschoben eben nicht aufgehoben ist, zusammen mit der scheinbar endlosen Gewinnfantasie rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI), treiben die Börsen immer wieder an.

Dies, obwohl Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nicht müde werden zu betonen, dass es länger dauern könnte, bis die Inflation das Ziel der Bank von zwei Prozent erreicht. Es ist nicht das erste Mal, dass aus Reihen der Notenbank die Zinsfantasien der Anleger gedämpft werden.

"Die Märkte befinden sich jetzt an einem Scheideweg", sagte Stuart Cole, leitender Makroökonom bei Equiti Capital. "Da die Zentralbanken alle sehr datenabhängig sind, werden die Märkte auch ihre Erwartungen an die jeweils anstehenden Daten anpassen."

Die großen Aktienindizes der Wall Street kamen heute bei dünner Nachrichtenlage lange überhaupt nicht vom Fleck. Der Leitindex Dow Jones legte erst im späten Geschäft moderat zu und übersprang am Ende bei 40.003 Punkten noch knapp die erst am Vortag erstmals im Verlauf überwundene Marke von 40.000 Zählern. Prozentual noch ein Aufschlag von 0,34 Prozent, nach dem es lange nicht ausgesehen hatte. Wie aussagekräftig der Schlussspurt heute war, wird sich noch weisen müssen.

Die anderen großen Indizes bewegten sich hingegen kaum. Für den breit gefassten S&P 500 ging es heute um 0,12 Prozent leicht aufwärts auf 5.303 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 sowie der Nasdaq Composite-Index verloren je rund 0,1 Prozent und notierten damit nahezu unverändert.

Der DAX hat zum Wochenschluss und vor Pfingsten von seinem Rekord weiter Abstand genommen. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 18.704 Punkten um 0,18 Prozent moderat leichter. Erst am Mittwoch hatte er bei 18.892 Punkten einen Höchststand erreicht. Die Marke von 19.000 Punkten bleibt damit vorerst unerreicht.

Die Schwankungsbreite war gering und lag zwischen 18.627 und 18.723 Punkten - ein weiteres Zeichen dafür, dass die Luft heute raus war aus dem Markt. Im Wochenvergleich ergibt sich ein leichtes Minus von 0,35 Prozent. Auch nachbörslich tat sich nicht mehr viel.

"Nach der Rekordjagd in der aktuellen Handelswoche scheint dem DAX so langsam die Luft auszugehen", sagte der Finanzmarktexperte Andreas Lipkow und verwies darauf, dass sich am Vortag bereits am US-Aktienmarkt eine Tendenz zu Gewinnmitnahmen abgezeichnet habe. Die wichtigsten Indizes in New York hatten ihre Rekordmarken letztlich nicht ganz halten können, nachdem der US-Leitindex Dow Jones erstmals in seiner langen Geschichte die Marke von 40.000 Punkten übersprungen hatte.

Unternehmensseitig ging es vor dem Wochenende ebenfalls ruhiger zu, auch weil die Berichtssaison in Deutschland ausläuft. Lediglich einige Hauptversammlungen standen noch auf der Agenda, aus dem DAX die von Zalando und Fresenius. Trotz des Feiertages am Montag (Pfingstmontag) bleibt die Börse hierzulande geöffnet. Der MDAX der mittelgroßen Werte gab ebenfalls moderat um 0,24 Prozent nach.

Übergeordnet ist aber weiter viel Zinsfantasie im Markt, so dass die Märkte auf höchstem Niveau bleiben. Von größerer Abgabeneigung ist nichts zu sehen, im Gegenteil: Rückgänge werden meist sofort zu Käufen genutzt. Dies trotz der zurückhaltenden Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Mit einer ersten Senkung der Zinsen in diesem Jahr wird mehrheitlich erst im September gerechnet, da die Inflation hartnäckig und der Arbeitsmarkt robust bleibt.

"Mehrere führende Persönlichkeiten der US-Zentralbank haben sich für eine Fortführung der restriktiven Geldpolitik ausgesprochen", hieß es von der Landesbank Baden-Württemberg. "Sie plädieren dafür, die Leitzinsen über einen längeren Zeitraum auf einem hohen Niveau zu belassen, bis eindeutige Signale für eine rückläufige Inflation vorliegen." Damit erhielten die Zinssenkungshoffnungen, die neue US-Inflationsdaten zur Wochenmitte geschürt hatten, einen Dämpfer.

In Europa rechnen die Anleger fest mit einem ersten Zinssenkungsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juni, auch weil sich die Inflation hier dem angestrebten Ziel von 2,00 Prozent annähert. Darüber hinaus aber herrscht Unsicherheit. Notenbanker warnen diesseits und jenseits des Atlantiks davor, den Kampf gegen die Inflation schon als gewonnen zu bezeichnen.

Update Wirtschaft vom 17.05.2024

Melanie Böff, HR, Update Wirtschaft, 17.05.2024 09:00 Uhr

Der Euro hat sich am späten Nachmittag im europäischen Handel von seiner Vormittagsschwäche erholt. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung im US-Handel wieder 1,0874 Dollar. Der am Vortag markierte zweimonatige Höchststand zum Dollar liegt damit nicht weit entfernt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0844 (Donnerstag: 1,0866) Dollar fest.

Der Euro gab zunächst nach - Marktteilnehmer verwiesen auf rückläufige Zinserwartungen an die US-Notenbank Fed. Nachdem in dieser Woche eine schwächere Teuerung für etwas raschere Zinssenkungen gesprochen hatte, ist dieser Effekt mittlerweile wieder fast vollständig verpufft.

Inflationsdaten aus der Eurozone brachten am Vormittag keine Überraschung. Im April stagnierte die Teuerung bei 2,4 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat in einer zweiten Schätzung bestätigte. Die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel ging dagegen zurück. Wegen der tendenziell rückläufigen Inflation werden von der EZB Zinssenkungen erwartet, eine erste bereits im Juni.

Die Ölpreise haben heute etwas zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 84,00 Dollar. Das waren 0,63 Prozent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juni-Lieferung stieg um 0,98 Prozent auf 79,63 Dollar.

Gestützt wurden die Notierungen von der Aussicht, dass die Fed ihre Geldpolitik vielleicht doch etwas früher lockern könnte. Zudem sorgt das anhaltend knappe Rohölangebot großer Förderländer für tendenziellen Preisauftrieb. In der Wochenbilanz steuern die Erdölpreise auf moderate Gewinne zu. Entscheidende Treiber gab es zuletzt nicht. Seit Beginn des Monats hielten sich die Ölpreise in einer vergleichsweise engen Handelsspanne.

Rohstoffexpertin Barbara Lambrecht von der Commerzbank verwies darauf, dass die Ölpreise trotz eines deutlichen Rückgangs der US-Ölreserven nicht nennenswert gestiegen sind. Dies werfe einen ersten Schatten auf das am 1. Juni anstehende Treffen des Ölverbunds Opec+, in dem Mitglieder des Ölkartells und andere Förderstaaten wie Russland organisiert sind. "Es dürfte dem erweiterten Förderkartell schwerfallen, die freiwilligen Kürzungen ab Juli zurückzunehmen, ohne einen Preisrückgang zu riskieren", sagte Lambrecht.

Einige Werte wurden auch heute wieder mit Dividendenabschlag gehandelt und erschienen deshalb optisch tiefer. Im DAX waren dies Adidas (0,70 Euro), Eon (0,51 Euro), die Deutsche Bank (0,30 Euro) sowie Heidelberg Materials (3,00 Euro).

Nach langwierigen Verhandlungen hat sich die Deutsche Telekom mit der Gewerkschaft Verdi auf einen neuen Tarifvertrag verständigt. Telekom-Personalvorständin Birgit Bohle zufolge hat der Bonner Konzern den höchsten Tarifzuwächsen der Firmengeschichte zugestimmt.

"Das Ergebnis ist schmerzhaft, aber wir haben uns dazu durchgerungen, um Dauerstreiks auf dem Rücken unserer Kunden zu verhindern." Einige Anleger atmeten daraufhin auf. Die T-Aktie baute ihre Gewinne nach Bekanntwerden der Einigung leicht aus und schloss ein halbes Prozent im Plus.

Den Angaben zufolge erhalten die Tarifbeschäftigten der Telekom im Juli eine Inflationsausgleichsprämie von 1.550 Euro, bevor zum 1. Oktober 2024 die Tariflöhne um sechs Prozent steigen. Ab dem 1. August 2025 erhöhten sich die Entgelte um weitere 190 Euro im Monat. Azubis und dual Studierende erhielten zu den gleichen Zeitpunkten 95 Euro pro Monat mehr und sechs Prozent Vergütungserhöhung sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 775 Euro. Der Tarifvertrag habe eine Laufzeit von 24 Monaten.

Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat Studiendetails zum Wirkstoff Elinzanetant veröffentlicht. Das Mittel reduziere die Häufigkeit und Schwere von Hitzewallungen im Zusammenhang mit den Wechseljahren signifikant im Vergleich zum Placebo, teilte Bayer mit und bezog sich dabei auf Ergebnisse aus den zulassungsrelevanten Phase-III-Studien (Oasis 1 und 2). Mitte März hatte Bayer angekündigt, eine Zulassung des Mittels gegen bestimmte Wechseljahresbeschwerden zu planen.

Die Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck und Volvo planen ein Gemeinschaftsunternehmen für die Digitalisierung von schweren Nutzfahrzeugen. Zusammen wollen die beiden Unternehmen ein Joint Venture zur Entwicklung einer gemeinsamen softwaredefinierten Fahrzeugplattform und eines Lkw-Betriebssystems gründen, das die Grundlage für künftige softwaredefinierte Nutzfahrzeuge bilden soll.

An dem Unternehmen wollen Daimler Truck und Volvo je die Hälfte halten. Das Joint Venture soll es sowohl den beiden Nutzfahrzeugherstellern aber auch potenziell anderen Partnern ermöglichen, jeweils eigenständige digitale Fahrzeugfunktionen für ihre Produkte bereitzustellen.

Die Gespräche zwischen Renault und Volkswagen über ein gemeinsames Einstiegs-Elektroauto sind einem Medienbericht zufolge gescheitert. Am Ende sei es nicht gelungen, eine gemeinsame Lösung zu finden, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Die Verhandlungen waren offenbar weit fortgeschritten. VW habe sich letztlich aber zurückgezogen und wolle das Fahrzeug alleine entwickeln. Eine Sprecherin der Renault-Elektroautosparte Ampere sowie ein VW-Sprecher lehnten eine Stellungnahme ab.

Das Scheitern der Gespräche mit VW ist ein Rückschlag für die Hoffnungen von Renault-Chef Luca de Meo, angesichts der Konkurrenz aus China eine engere Zusammenarbeit der europäischen Autobauer zu erreichen. Wäre es zu einer Kooperation von VW und Renault gekommen, hätte dies Insidern zufolge das Fundament eines "Airbus für Autos" sein können. Vor wenigen Tagen hat der chinesische Elektroautobauer BYD angekündigt, sein Modell Seagull für weniger als 20.000 Euro in Europa auf den Markt zu bringen.

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy will einem Pressebericht zufolge die indische Windturbinensparte seiner Tochter Siemens Gamesa Renewable Energy verkaufen. Die Bewertung des Geschäfts bei der Transaktion liege bei einer Milliarde US-Dollar, berichtete die indische Wirtschaftszeitung Mint am Freitag auf ihrer Internetseite unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Dem Bericht zufolge liegt der Jahresumsatz der Sparte bei 700 Millionen Dollar. Ein Siemens-Sprecher habe sich zu der Angelegenheit nicht detailliert äußern wollen. Die möglichen Interessenten hätten ebenso wie die den Kreisen zufolge mit dem Verkauf beauftragte britische Bank Barclays Anfragen zunächst nicht beantwortet. Der angeschlagene Münchner DAX-

Konzern scheint langsam in die Spur zurückzufinden. So war das zweite Geschäftsquartal besser ausgefallen als erwartet, was das Unternehmen zu einer Anhebung seiner Prognose für das Gesamtjahr veranlasste. Für das Verluste schreibende Windgeschäft Siemens Gamesa wurde zudem ein weitreichender Sanierungsplan vorgelegt, der den Turbinenbauer wieder in die schwarzen Zahlen führen soll. Dies wird jedoch Jahre dauern.

Aktien des Spezialchemiekonzerns Lanxess gehörten im MDAX zu den größten Verlierern. Die Analysten von Jefferies haben die Titel auf "Underperform" von "Hold" heruntergesetzt. Erste Anzeichen einer Nachfrageerholung seien zwar kurzfristig positiv für Lanxess, heißt es in der Studie. Gleichzeitig monieren die Experten jedoch, dass die Verschuldung des Konzerns zu hoch sei. Auch die Analysten der BNP Paribas stuften das Papier herab.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 17. Mai 2024 um 09:00 Uhr.